Eskalation im Roten Meer treibt Ölpreise nach oben – Heizöl legt weiter zu,
Die Ölpreise sind am Dienstag um mehr als einen Dollar pro Barrel gestiegen und haben damit die Gewinne der vorangegangenen Sitzung weiter ausgebaut.
Die Atlantiksorte Brent erreichte bei 79,23 Dollar je Barrel den höchsten Stand seit dem 1. Dezember. Die US-amerikanische Sorte West Texas Intermediate (WTI) kletterte bei einem Preis von 73,44 Dollar je Barrel ebenfalls auf das höchste Preisniveau seit über zwei Wochen.
Reedereien meiden das Rote Meer
Stützend für die Ölpreise war die Ankündigung einiger großer Reedereien sowie des Ölkonzerns BP, dass sie den Seeweg, der das Rote Meer mit dem Mittelmeer verbindet, aufgrund der jüngsten Angriffe auf Tanker durch Huthi-Rebellen meiden wollen. Dies muss noch nicht heißen, dass der Verkehr über diese Route gänzlich eingestellt wird, dürfte aber Nervosität hinsichtlich eines solchen Szenarios aufkommen lassen.
Zwar ist die Strecke, und hier insbesondere der Suez-Kanal, nicht absolut kritisch für die weltweiten Öltransporte. Als dieser beispielsweise im Jahr 2021 geraume Zeit durch einen Tanker blockiert wurde, hielten sich die Auswirkungen auf die Ölmärkte in Grenzen. Dies könnte aber auch damit zu tun haben, dass die Lagerbestände zu diesem Zeitpunkt noch auf komfortablen Niveaus lagen.
Laut Internationaler Energieagentur (IEA) passieren etwa 5% des weltweiten Rohöls sowie 10% der Ölprodukte den Kanal. Da aktuell insbesondere die Lagerbestände bei den Mitteldestillaten Heizöl und Diesel auf historisch niedrigen Niveaus notieren, könnten hier durchaus Angebotssorgen aufkommen.
USA bilden Militärkoalition gegen Angriffe im Roten Meer
Angesichts dieser Sachlage wird sich ab sofort eine von den USA geführte Koalition um die Sicherung der Seewege bemühen. Der gestern erfolgten Ankündigung von US-Verteidigungsministers Lloyd Austin zufolge, werden an der Koalition mehrere NATO-Länder, darunter das Vereinigte Königreich, Bahrain, Kanada, Frankreich, Italien, die Niederlande, Norwegen, Spanien sowie Verbündete aus der Golfregion wie Bahrain beteiligt sein.
„Operation Prosperity Guardian“ gestartet
Diese werden im Rahmen der von Austin als „Operation Prosperity Guardian“ bezeichneten Operation mehr Schiffe zur Patrouille in den Gewässern bereitstellen. In einem virtuellen Treffen mit Ministern aus mehr als 40 Ländern forderte Austin andere Länder auf, ihren Beitrag zu leisten, und verurteilte die „rücksichtslosen Aktionen der Huthi“.
„Das Rote Meer ist eine kritische Wasserstraße, die für die Freiheit der Schifffahrt und einen wichtigen Handelskorridor zur Erleichterung des internationalen Handels unerlässlich ist“, erklärte Austin in seiner Ankündigung der „Operation Prosperity Guardian“. Auch die Bundesregierung prüft derzeit einen möglichen Marine-Einsatz, nachdem am vergangenen Freitag der Containerfrachter „Al Jasrah“ der deutschen Reederei Hapag-Lloyd unter Beschuss geraten war.
Russland will Ölexporte ab sofort kürzen
Neben den Sorgen um die Sicherheit der Seewege stützen neue Berichte um Förderkürzungen die Ölpreise. Demnach plant Russland seine Exporte bis Jahresende deutlicher einzuschränken als bislang vorgesehen. Zuletzt wurden die russischen Ölausfuhren um 300.000 Barrel pro Tag im Vergleich zum Mai-Juni-Niveau gedrosselt. Im ersten Quartal des nächsten Jahres sollen sie um insgesamt 500.000 Barrel heruntergefahren werden.
Vize-Premier Alexander Nowak sprach am Wochenende vor Journalisten nun aber davon, dass man schon jetzt die Exporte stärker reduzieren wolle, in welchem Ausmaß sei aber noch unklar. Dies dürfte nach Ansicht von Rohstoffexperten davon abhängen, wie sich die Ölpreise entwickeln. Da diese in den letzten Tagen bereits deutlich an Boden gutmachen konnten, ist vorstellbar, dass eine weitere Drosselung der russischen Ausfuhren nur begrenzt ausfallen wird.
Heizölpreise weiter im Vorwärtsgang
Angesichts dieser Faktenlage, ergeben sich heute bei den den Inlandspreisen im Vergleich zu Diebstagmorgen weitere Preisaufschläge. So kosten 100 Liter Heizöl im Bundesgebiet heute, je nach Region, etwa +0,85 bis +1,45 Euro mehr als gestern.
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